Aktuelle Zahlen des Schweizerischen Gemeindeverbandes (SGV) zeigen: Frauen sind in Gemeindepräsidien und Gemeindeexekutiven nach wie vor massiv untervertreten. Rund 19 Prozent aller Gemeindepräsidien in der Schweiz sind derzeit in Frauenhand. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber 2019, als dieser Anteil noch 16 Prozent betrug. In den Gemeindeexekutiven sind Frauen häufiger vertreten: Dort beträgt ihr Anteil rund 27 Prozent. Diese Zahl umfasst auch die Gemeindepräsidentinnen. Sie wurde 2019 noch nicht erhoben.
Der Frauenanteil in den Gemeindeexekutiven und Gemeindepräsidien schwankt stark nach Kantonen. Die meisten Gemeindepräsidentinnen gibt es im Kanton Genf mit fast 38 Prozent, gefolgt von Basel-Stadt mit 33 Prozent und Basel-Land mit 30 Prozent. Gar keine Gemeindepräsidentinnen gibt es in den fünf Gemeinden des Kantons Appenzell Innerrhoden sowie den drei Gemeinden des Kantons Glarus. Der Kanton Basel-Stadt weist mit knapp 37 Prozent die meisten Frauen in den Gemeindeexekutiven auf, gefolgt von den eher ländlichen Kantonen Luzern (35 Prozent) und Obwalden (33 Prozent).
Verglichen mit der nationalen Politik (Nationalrat: Frauenanteil von 38.5 Prozent) ist die Zahl der Frauen in Gemeindeexekutiven und -präsidien deutlich tiefer. Positiv hervorzuheben ist, dass der Frauenanteil in den Präsidien von 2019 bis 2024 um 3 Prozentpunkte angestiegen ist, nämlich von 16 auf 19 Prozent. Dennoch: Geht die Entwicklung in diesem Tempo weiter, wird es noch eine sehr lange Zeit dauern, bis die Geschlechtergleichstellung in der Kommunalpolitik erreicht ist.
«Eine Demokratie ist nur so gut, wie sie ihre Bevölkerung repräsentiert. Und nachdem 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung aus Frauen besteht, sollten sie auch entsprechend in den politischen Gremien in den Gemeinden repräsentiert sein. Das führt zu repräsentativen, besseren Entscheidungen», meint Nationalrätin Kathrin Bertschy, Co-Initiantin von Helvetia ruft! und Co-Präsidentin von alliance F, dem Dachverband der Schweizer Frauenorganisationen.
Helvetia ruft! ist die überparteiliche Bewegung der Frauen in die Politik, welche bei den eidgenössischen Wahlen 2019 zu einem Anstieg des Frauenanteils im National- und Ständerat von 32 auf 42 Prozent beigetragen hat, und seither auch bei kantonalen Wahlen aktiv ist. Dabei verfolgt sie einen gezielten Drei-Punkte-Plan: Erstens fordert sie Frauen auf, zahlreich für Ämter zu kandidieren, und unterstützt sie mit Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Kandidatur. Zweitens fordert die Bewegung Parteien zu einer ausgeglichenen Wahllisten-Gestaltung auf, denn nur wenn Frauen auf aussichtsreichen Listenplätzen vertreten sind, können sie überhaupt gewählt werden. Und drittens fordert sie Wählerinnen und Wähler dazu auf, chancenreiche Frauen gezielt zu wählen.
Bürgermeisterinnen aus drei Ländern trafen sich in Schaffhausen
Der Schweizerische Gemeindeverband hat im Juni dieses Jahres die internationale Bürgermeisterinnenkonferenz in Schaffhausen organisiert, um zur Vernetzung der Gemeindepräsidentinnen beizutragen und über neue Forschungsergebnisse sowie Best Practice zu informieren. Wie relevant das Thema ist, zeigte die Präsenz von Bundesrätin Karin Keller-Sutter am Anlass. Nationalrätin Priska Seiler Graf, SGV-Vorstandsmitglied und Teilnehmerin am Kongress, sagt: «Es ist ausgesprochen motivierend und anspornend, wenn Frauen sich untereinander vernetzen und sich gegenseitig Mut machen. So bin ich zuversichtlich, dass wir den Frauenanteil in Gemeindeexekutiven und -präsidien erhöhen können.»
Der SGV war bereits an der Bürgermeisterinnenkonferenz 2023 in Berlin dabei und wird sich auch weiterhin für das Format engagieren. Zudem unterstützt der SGV verschiedene Forschungsprojekte, wie «PromoFemina» der Fachhochschule Graubünden. «PromoFemina» hat Handlungsempfehlungen für Gemeinden ausgearbeitet, um den Frauenanteil in der Kommunalpolitik zu erhöhen.
Der SGV bleibt am Thema dran und ermutigt Frauen, sich kommunalpolitisch zu engagieren, um damit die Demokratie und das Milizsystem zu stärken.